Die Große Synagoge in Erfurt wurde 1884 eingeweiht. Das prächtige Gebäude fasste 500 Menschen. Der Bau war ein Meilenstein für die deutsch-jüdische Geschichte der Stadt: Die wachsende Gemeinde, deren Mitglieder nun endlich die politische Gleichstellung erreicht hatten, war ein Teil des gesellschaftlichen Aufbruchs am Ende des 19. Jahrhunderts geworden.
54 Jahre lang war die Große Synagoge für viele Menschen ein wichtiger und lebendiger Ort des Glaubens und der Begegnung. Nachdem sie 1938 von den Nationalsozialisten zerstört worden war, blieben als Beleg für ihre bauliche Gestalt nur historische Gemälde, einige Fotos in Schwarz-Weiß, einzelne Zeitzeugenberichte und die Baupläne. In einem intensiven Austausch mit der Jüdischen Landesgemeinde waren diese Hinweise die Grundlage, um die Synagoge in ihrem historischen Zustand virtuell erlebbar zu machen.
Die akribische digitale Rekonstruktion bildet jedoch nicht nur die Architektur ab. Im Zentrum steht die multimediale Vermittlung von Wissen über das jüdische Leben. Das Projekt möchte die Vergangenheit zu einem Teil unserer Gegenwart machen und ein kritisches Geschichtsbewusstsein schaffen für den kulturellen Reichtum jüdischen Lebens, die Verluste durch den Nationalsozialismus und die wieder zunehmenden Gefahren von Rechtsextremismus und Antisemitismus heute.
Auf Basis der digitalen Daten erstellte der Erinnerungsort Topf & Söhne in Zusammenarbeit mit drei Thüringer Hochschulen eine Virtual-Reality-Umgebung für VR-Brillen, ein im Internet zugängliches 3D-Modell und ein im 3D-Druckverfahren hergestelltes Tastmodell im Maßstab 1:68, das als Denkmal am historischen Standort der Großen Synagoge aufgestellt wurde.

Ausstellungszeiten: Montag - Freitag 9:30-17:00 Uhr.

Die Ausstellung ist rollstuhlgerecht zugänglich.

kostenfreie Nutzung

Imagefilm zur virtuellen Rekonstruktion der Großen Synagoge →